Sonntag, 12. März 2017

Zum Tod von Karl Korinek

Am 9. März 2017 starb der Jurist Dr. Karl Korinek (früherer Universi­täts­professor für Verfas­sungs- und Verwaltungsrecht, langjähriges Mitglied des österreichischen Verfas­sungs­gerichts­hofes, von 2003 bis 2008 dessen Präsi­dent).

Soweit ich ihn kannte (diese Einschränkung zu machen, ist natürlich immer wichtig), war er für mich eine im positiven Sinne bemerkenswerte Persön­lichkeit:

• In seiner Wesensart bzw. im persönlichen Umgang war er so angenehm, wie das nur selten bei Menschen anzutreffen ist: auf eine authentische Art sympathisch, freundlich, extrovertiert, dynamisch, humorvoll, unkompliziert.

• In seiner Eigenschaft als Jurist war immer wieder eine humane Einstellung bei ihm wahrzunehmen, die die meisten seiner mir bekannten Kolleginnen und Kollegen schmerzlich vermissen lassen. Das gilt gerade auch für Bereiche wie das Fremdenrecht und das Versammlungsrecht, die eine besonders beliebte Spielwiese für "Hard­liner/in­nen" darstellen, von denen es unter den einschlägigen Jurist/innen leider viel zu viele gibt. Korinek gehörte – soweit ich das mitverfolgen konnte – nicht zu ihnen.

Dazu kam die Klarheit, Verständlichkeit und Schlüssigkeit seines juristischen Argumen­tierens und Formulierens. Auch darin unterschied er sich positiv von so manchen Per­so­nen in seinem Umfeld.

• Bemerkenswert finde ich schließlich sein großes Interesse an Musik (insbesondere an der Oper), das offenbar viel mehr war als eine bloß oberflächliche Beschäftigung mit der Materie oder als gar nur eine Art bürgerlich-elitärer Zeitvertreib. Immerhin hat sich Korinek auf diesem Gebiet sogar publizistisch betätigt und beispielsweise Bücher über Joseph Haydn und über Richard Strauss' "Rosenkavalier" verfasst! Er war also jemand, dessen Horizont offenkundig weit über das Fachwissen seiner beruflichen Tätigkeit als Jurist hinausging und der sich aus einem echten Bedürfnis heraus auch der Beschäfti­gung mit einer gänzlich anderen Materie widmete. Das halte ich – nicht zuletzt in Anbe­tracht der heute üblichen scheu­klap­pen­artigen Fixierung auf den jeweiligen "Job" – für etwas äußerst Positives und Erfreuliches.

Wie fast immer beim Ableben prominenter Personen, konnte man in Nachrufen bzw. in Stellungnahmen zu Korineks Tod viele anerkennende und freundliche Worte lesen. In seinem Fall, haben sie – meiner Einschätzung nach – ihre Berechtigung.