Dr. Helmut
Brandstätter, der Chefredakteur des "Kurier", schreibt in seinem
Leitartikel vom 7. März 2016 (im Internet hier zu lesen), unter Anderem
Folgendes:
"Noch nie seit
dem 2. Weltkrieg waren Politikerinnen und Politiker in einer derart schwierigen
Lage wie die meisten der 28 EU-Regierungschefs. Gut, ein paar Schlaumeier wie
der Ungar Orban tun sich leicht: 'Grenzen zu, nächstes Thema!' Wer nach Idomeni
an der mazedonischen Grenze blickt, sieht, wie dumm und verantwortungslos diese
Sicht ist."
Diese Sicht
ist dumm. Brandstätter hat völlig Recht.
Diese Sicht
ist verantwortungslos. Damit hat Brandstätter ganz besonders Recht.
Aber
der von ihm hergestellte Zusammenhang ist so schief, dass er schon als
falsch bezeichnet werden darf: Der ungarische Premierminister Orban
hat zwar in der Flüchtlingsfrage wahrlich viel Übles auf dem Kerbholz
(und erfreut sich
natürlich gerade deshalb bei so manchen Österreicher/innen großer
Beliebtheit).
Aber mit der Situation in Idomeni hat er nichts zu tun.
Da
war der federführende Übeltäter ein Anderer: der österreichische
Außenminister Kurz (bei der Umsetzung natürlich in Komplizenschaft mit
der gesamten österreichischen Regierung). Er hat den
"Dominoeffekt" am Balkan durch die (De-facto-)Grenzschließung in
Österreich nicht nur ausgelöst, sondern ihn ganz bewusst, mit Absicht
herbeigeführt!
Das
Resultat – derzeit ungefähr 13.000 gestrandete Flüchtlinge im griechisch-mazedonischen
Grenzgebiet bei Idomeni – kann man zum Beispiel an den zahlreichen Aufnahmen sehen, die die
griechische Fotografin Dimitra Stasinopoulou hier veröffentlicht hat:
Das ist das
Werk von Kurz, Mikl-Leitner, Doskozil und Konsorten!
Man hätte
nicht schreiben müssen:
"Gut, ein paar Schlaumeier wie der Ungar Orban tun sich leicht: …"
Man hätte statt dessen schreiben können (und sollen) [ob mit oder ohne Erwähnung Orbans ist dabei Geschmackssache]:
"Gut, ein paar Schlaumeier wie der Ungar Orban tun sich leicht: …"
Man hätte statt dessen schreiben können (und sollen) [ob mit oder ohne Erwähnung Orbans ist dabei Geschmackssache]:
"Gut, ein paar Schlaumeier wie [der Ungar Orban oder] der Österreicher Kurz tun sich leicht: …"
Nur so passen Politikername und tadelnder Hinweis auf Idomeni logisch und inhaltlich zusammen.
Dieser
Hinweis ist auch völlig gerechtfertigt und seine Aufnahme in den Leitartikel anzuerkennen. Aber Kritik an einem Außenminister
zu üben, der in Österreich aufgrund seiner menschenverachtenden Denkweise, Politik
und Diktion gerade zu einem Volkshelden wird – so weit gehen journalistisches
Engagement und Courage halt doch wieder nicht. Da setzt man dann lieber
(nur) einen Namen wie "Orban" ein, mit dem man sich weniger leicht
die Finger verbrennt.