I.
Zufällig sah ich am 13. März 2015 einen kurzen Beitrag mit ihr in der ORF-Fernsehsendung "Leben heute". Zu dieser Zeit steuerten die Turbulenzen zwischen Griechenland und der EU auf ihren Höhepunkt zu. Kaiser war mir spontan sympathisch, als sie in Zusammenhang mit ihrem damals neu erschienenen Buch Folgendes sagte:
"Ursprünglich hatte ich einmal geplant,
dass ich mich wirklich in dem Roman mit der Griechenland-Krise
beschäftige, weil mich das wahnsinnig gemacht hat, wie die deutsche,
österreichische, schweizerische Öffentlichkeit Griechenland wahrnimmt: «Die faulen Griechen, Pleitegriechen; schmeißt sie raus aus der EU, die
Hallodris; korrupte Griechen, böse Griechen.» Und das ist aber so ein Blödsinn, weil die einfachen Menschen können
original überhaupt nichts dafür, dass es da ein politisches System gibt, das
einfach seit 20 Jahren überhaupt nicht funktioniert."
Man kann
zwar einwenden, dass ein Großteil der griechischen Bevölkerung durch sein Wahlverhalten (über die Jahre hinweg) dieses
politische System (mit)unterstützt und (mit)gefördert hat. Aber ich verstehe
und teile natürlich die Quintessenz von Kaisers oben zitierten Ausführungen.
Wie es in
dem Bericht weiter heißt, hat sie letztlich doch kein Buch über die aktuelle
Griechenland-Krise geschrieben (was ich persönlich sehr schade finde), sondern
eine groß angelegte, sich über mehrere Generationen erstreckende griechische
Familiensaga mit dem Titel "Makarionissi". 76 Bücher (!) soll
sie dafür zu Recherchezwecken gelesen haben.
Bemerkenswert
fand ich auch, dass Kaiser Altgriechisch studiert hat. Bemerkenswert einerseits deshalb, weil
dies auf ein tieferes Interesse und einen fundierten Bezug Kaisers an bzw. zu
Griechenland (bzw. seiner antiken Kultur) schließen lässt; und andererseits,
weil eine derartige Studienwahl (gerade) bei einem jungen Menschen unserer Zeit
(Kaiser ist Jahrgang 1988) ziemlich ungewöhnlich sein dürfte: Sie hat sich
offenkundig nicht kühl kalkulierend für irgendeine "karrieretaugliche"
Ausbildung entschieden, sondern für eine Art "Orchideenstudium" und
ist damit anscheinend ihren Interessen und Neigungen gefolgt. Auch das finde
ich sehr erfreulich.
Was Vea
Kaisers bisherige literarische Tätigkeit betrifft, kann ich keine Meinung
abgeben. Ich habe bisher weder ihren Debütroman und Bestseller
"Blasmusikpop" gelesen noch ihr erwähntes zweites Buch
"Makarionissi" (bei dem ich aufgrund seiner Thematik mit einer
Übersetzung ins Griechische rechne und dann lieber Original und griechische
Version parallel lesen möchte).
Das ist es im
Wesentlichen auch schon, was ich über Vea Kaiser sagen kann (bzw. bis vor wenigen Tagen sagen konnte). Eben nicht viel,
aber (aus meiner Sicht) Positives: der Griechenlandbezug, ihre offenbar an
Humanität orientierte Gesinnung (die in dem ORF-Beitrag auch noch in einer
anderen Wortmeldung von ihr zum Ausdruck kam) sowie eine ehrlich, natürlich,
authentisch und damit sympathisch wirkende Art, in der sie sich und ihre
Ansichten in diesem kurzen Beitrag präsentierte.
II.
So etwas wie einen Kulturschock erlebte ich dann vor zwei-drei Tagen. Da fiel mir die jüngste Lifestyle-Beilage "freizeit" des "Kurier" in die Hände, mit der die Zeitung an jedem Samstag ihre Leser/innen beglückt. Schon die Aufmachung, das Gewollt-Zeitgeistige, hält mich üblicherweise davon ab, mir dieses Hochglanz-Magazin näher anzusehen. Diesmal war es anders: Ich wurde auf die Alt-Wiener Fotos aufmerksam gemacht, denen ein Beitrag in der Ausgabe vom 3. September 2016 gewidmet ist. Weil mich solche historische Bilder interessieren, kam es also in dieser Woche ausnahmsweise doch zu einer Begegnung mit dem Magazin. Zwei Seiten nach der Foto-Dokumentation folgen auf Seite 28 drei Kolumnen: eine von Guido Tartarotti (von dem reicht mir die Dauerpräsenz in der eigentlichen Zeitungsausgabe des Kurier), eine von Polly Adler (die mir nur vom Namen her bekannt ist) und eine dritte von … Vea Kaiser!
Verfasserin
einer Kolumne in der Schicki-Micki-Beilage des Kurier? Das verhieß
nichts Gutes. Die Lektüre stellte aber alle vagen Befürchtungen in den Schatten.
Hätte ich nicht gewusst, wer das geschrieben hat – ich hätte jede Wette
abgeschlossen, dass ein derartig dümmlich verfasster Text unmöglich von jener Vea
Kaiser stammen kann, die mir vor rund eineinhalb Jahren in dem Fernsehbeitrag
so positiv aufgefallen war.
"Wie
ausgewechselt" könnte man über Frau Kaisers erstaunlich-unerfreuliche
Wandlung sagen. Nicht, was die "Gesinnung" betrifft: Der Text bezeugt
die Tierliebe der Verfasserin, und auch die Grundbotschaft, die man bei
wohlwollender Interpretation dem Text entnehmen kann, teile ich durchaus (dazu
näher unten). Aber was für eine seichte, abgeschmackte, krampfhaft auf locker
getrimmte Sprache (in Kombination mit banalsten Inhalten) ist an die Stelle dessen getreten, was ich oben Vea
Kaiser zuschrieb – nämlich an die Stelle der "ehrlich, natürlich,
authentisch und damit sympathisch wirkenden Art"!
Schon und
insbesondere der erste Satz der Kolumne ist so etwas von pseudo-lässig,
pseudo-flott und echt-vertrottelt, dass einem das Grausen kommt. Kaiser
schreibt:
"Nicht, dass es je zur Diskussion
gestanden wäre, doch mein herzallerliebster Puszta-Boy hat beschlossen, dass
er, sollte er sich in einer weit entfernten Zukunft fortpflanzen, dies
vorzugsweise nicht mir mir erledigen wolle."
O.k. Dass
sich irgendwelche auf halblustig getrimmte Profi-Journalist/innen, die es heutzutage
zuhauf gibt, derart letztklassig-schwachsinnige Sätze ausdenken, ist leider üblich (siehe etwa
einen meiner Blog-Einträge betreffend Guido Tartarotti: Toiletten-Journalismus). Aber was veranlasst Vea Kaiser, es diesen Leuten gleichzutun? (Auf diese
rhetorische Frage werde ich unten versuchen, eine hypothetische Antwort zu geben.)
Was sich
schon in dem einen zitierten Satz alles an banalen Abgeschmacktheiten findet:
- "mein herzallerliebster
Puszta-Boy": Vermutlich ist damit ein ungarischer
"Lover" Vea Kaisers gemeint (um auch mein eigenes Vokabular ein bisschen dem zeitgeistigen
Jargon anzupassen).
Man muss
schon ziemlich einfach gestrickt sein, um als Leser/in solche Formulierungen
originell oder amüsant zu finden. Gab's so etwas Ähnliches nicht schon mal bei
Ephraim Kishon mit der von ihm bis zum Überdruss strapazierten "besten Ehefrau von allen"? Und
auch der "Puszta-Boy" kommt bei Vea Kaiser im Verlauf der Geschichte gleich
nochmals vor. (Ich nehme an, er findet sich auch schon in früheren
Kolumnentexten.) Offenbar ist dieser Wiederholungszwang Ausdruck einer Art
Selbstverliebtheit mancher Autor/innen in ihre jeweilige Wortschöpfung.
- "[…] hat beschlossen, dass er, sollte
er sich in einer weit entfernten Zukunft fortpflanzen, dies vorzugsweise nicht
mit mir erledigen wolle":
Ist das
nicht lässig formuliert? Vor allem macht sich ein Wort wie "fortpflanzen" immer
gut. Bezugnahmen auf die Zone unter der Gürtellinie erfreuen und amüsieren verlässlich das (einfältige) Publikum, und man kann mit solchen Vokabeln und
Themen gleichzeitig dokumentieren, wie "cool" und aufgeschlossen man
doch ist, indem man Derartiges publiziert.
Auf die
Idee, dass es für uns alle völlig uninteressant ist, ob und mit
wem sich Frau Kaiser und/oder ihr "Puszta-Boy" fortpflanzt – auf
diese Idee kommt sie anscheinend gar nicht. Uninteressant umso mehr, als das
Thema für die eigentliche Geschichte nicht die geringste Rolle spielt (dazu
später).
Bereits auf
den Einleitungssatz Kaisers lässt sich übertragen, was ich seinerzeit in
Zusammenhang mit Tartarottis "Toiletten-Journalismus" (siehe den Link
von vorhin) konstatiert habe:
"Der ganze [damalige] Kolumnentext [Tartarottis] spiegelt (in besonders krasser Form) jene
Haltung vieler Medienleute wider, die einem auch sonst leider ständig begegnet
(in der Werbung, in Moderationen, in Filmen, in Kabarettprogrammen usw.):
«Egal,
wie inhaltsleer, primitiv, blöd, niveaulos etwas ist – setze es den Leuten vor.
Sie werden es schlucken.» Oder anders betrachtet: Es ist diese zutiefst dumme (und
nicht nur bei Medienleuten anzutreffende) Einstellung des «Mir-ist-nichts-peinlich», diese völlige Absenz eines
Sich-Genierens für eigenes Verhalten, die aus solchen Ausführungen spricht,
[…]"
Kaisers
Bericht über die Fortpflanzungspläne ihres Freundes ist zwar zugegebenermaßen nicht ganz
so degoutant wie Tartarottis Fäkal-Stories, um die es damals ging. Aber das
ändert nichts daran, dass er in die gleiche Kategorie von Journalismus (bzw.
öffentlicher Kommunikation im Allgemeinen) gehört, die ich in oben zitierter
Weise kritisiere.
Was ist nun
die eigentliche Geschichte in Kaisers Kolumnentext?
Sie hat
eine kleinen (tauben) Hund namens Zwetschge, der auch schon im eingangs
erwähnten Fernsehbeitrag zu sehen war und den Kaiser sehr mag. Jedes Mal, wenn
Zwetschge krank ist oder etwa (wie im aktuellen Fall) eine nicht heilen
wollende Bauchwunde hat, gerät die Autorin in Unruhe- und Panikzustände (wie
sie im Kolumnentext anhand einiger Beispiele beschreibt).
Dies habe
den "Puszta-Boy" zur Entscheidung veranlasst, sich nicht mit Vea
Kaiser fortpflanzen zu wollen. Dabei bleibt schon mal unklar, was mit der
flapsigen Formulierung überhaupt gemeint ist: Dass er sie verlassen hat?
(Unwahrscheinlich, sonst hätte Kaiser ja wohl kaum so launig geschrieben.) Oder
dass er sehr wohl weiterhin ihr Partner ist, aber keine Kinder mit ihr
bekommen will? (Unlogisch. Welcher Mann verliert seinen allfälligen Wunsch
nach Kindern mit der Partnerin nur deshalb, weil diese – aus seiner Sicht –
übermäßig um das Wohl ihres Hundes besorgt ist??)
Aber auf Klarheit,
Logik oder irgendeine Form von Sinnhaftigkeit kommt's ja bei solchen Texten auch
nicht an. Flott und schmissig muss es klingen – nur das zählt.
Kaisers
Partner findet jedenfalls, dass sie die Beschwerden Zwetschges übermäßig
dramatisiere. Kaiser meint ihrerseits, dass die Sorge um das Wohlbefinden eines
kranken Hundes doch nachvollziehbar sei (worin ich ihr zustimme). Sie
konstatiert an sich selbst aber doch auch die zuvor erwähnte Neigung zu übermäßiger Nervosität und Panik, wenn sie etwa mit Zwetschge zum Tierarzt muss. Diese Reaktionen führt sie darauf zurück, dass sie in der Oberstufe von einer
pädagogisch untalentierten Biologie-Lehrerin unterrichtet worden sei. Das habe
Folgendes bewirkt (meint jedenfalls Kaiser):
"Seit der Matura reite ich nun beim
Anblick von Verletzungen auf der hoch und runter sausenden Blutdruckachterbahn."
Auch wieder
so ein abgeschmackter, krampfhaft um originelle Formulierung bemühter Satz. Ist
man tatsächlich eine bessere Journalistin (oder gar eine bessere
Schriftstellerin), wenn man sich solchen Sprachplunder ausdenkt, anstatt
einfach zu schreiben: "Seit der Matura komme ich nun beim Anblick von
Verletzungen in Panik."? Ich finde, man ist es nicht (sondern eher das
Gegenteil von "besser").
Zurück zur
Geschichte: Wesentlich für das Verständnis ist, dass Kaiser erzählt, in der
Unterstufe einen ganz anderen Typ von Biologie-Lehrerin gehabt zu haben,
nämlich "die beste […] der
Welt", der es gelungen sei, "hochspannend
die ekelhaftesten Dinge der Biologie schmackhaft zu vermitteln". In
dieser Zeit habe Kaiser sogar Ärztin werden wollen – bis sich eben durch den
missglückten Oberstufenunterricht die Situation gleichsam ins Gegenteil
verkehrt hat.
Die
Quintessenz steht dann in den letzten Sätzen des Texts. Vea Kaiser schließt wie
folgt:
"In diesem Sinne: Liebe SchülerInnen, ich
wünsch euch einen super Schulanfang, und seids g'scheiter: Lassts euch niemals
eine Leidenschaft kaputtmachen, sonst geht's euch im schlimmsten Falle wie mir
und euer Schatzi will sich nicht mit euch fortpflanzen."
Meine
Meinung dazu:
1. Die Ermunterung
als solche finde ich gut und völlig richtig: "Lassts euch niemals eine
Leidenschaft kaputtmachen." (Dieser Appell ist das, was man eben mit viel gutem
Willen als Kernbotschaft des Texts identifizieren kann.)
2. Eher
nebenbei: Ich glaube nicht, dass es im konkreten Fall um ein "g'scheit
sein" gegangen ist: Es lässt sich wohl kaum willentlich-vernunftmäßig steuern, ob man negative psychische Reaktionen (wie Nervosität, Panik etc.)
entwickelt oder nicht. Insofern halte ich das Beispiel mit dem Unterricht durch
die zwei Biologie-Lehrerinnen und den Auswirkungen auf Kaisers Einstellung
gegenüber Krankheiten, Verletzungen etc. nicht für treffend: Da hat sich bei
Kaiser etwas auf psychologisch-emotionaler Ebene (zum Negativen) gewandelt,
also eine Art Traumatisierung stattgefunden. So etwas lässt sich wohl nicht
durch eine rein rationale Herangehensweise verhindern, etwa im Sinne von: "Sei
g'scheit, bewahre dir deine Begeisterung für Biologie und entwickle keine
Angstzustände vor dem Anblick von Blut oder einer ärztlichen Spritze".
Für Kaisers
Appell würde mir eher ihre Studienwahl als Beispiel geeignet erscheinen. Da
könnte man tatsächlich an Willensstärke und Standfestigkeit appellieren und
jemandem sinngemäß raten: "Lass dir nicht deine Leidenschaft (z.B.) für
Altgriechisch kaputtmachen, indem dir manche vom Studium abraten, weil man
damit keinen Job finden könne, keine Karriere machen werde etc." Oben habe ich ja schon erwähnt, dass ich
diese Studienwahl Kaisers als positiv ansehe.
3. Das
Schlimmste in der zitierten Schlusspassage besteht darin, dass sich der Kreis –
krampfhaft – schließt: Mit der Fortpflanzung und dem Puszta-Boy hat der Text
begonnen, mit der Fortpflanzung und mit "Schatzi" (auch nicht viel
besser als "Puszta-Boy") hört er auf.
Inwiefern
da überhaupt ein Bezug mit einer kaputt gemachten Leidenschaft der Autorin
bestehen soll, ist sowieso kaum nachvollziehbar. Wahrscheinlich muss
man ihn sich so denken: Keine zerstörte Leidenschaft für Biologie (und
Arztberuf) → keine Panik der Autorin, wenn ihr Hund erkrankt ist → keine Fortpflanzungsverweigerung
seitens des Partners. (!) Offenbar ist es für Verfasserin und Leser/innen
eines solchen Texts wirklich völlig egal, wie sinnfrei und an den Haaren herbeigezogen er
inhaltlich sein mag – Hauptsache, es gibt eine lockere Schlusspointe.
III.
Zuvor habe
ich schon die Frage gestellt: Was veranlasst Vea Kaiser, sich auf derart
niedrigem publizistischen Niveau zu bewegen? Anders formuliert: Was veranlasst
sie, Texte in genau jener dümmlichen Machart zu verfassen, die man ohnedies von so vielen Journalist/innen bis zum Überdruss vorgesetzt bekommt?
Vea Kaiser
ist ein intelligenter, gebildeter und damit wohl auch niveauvoller Mensch – an dieser Einschätzung halte
ich in Anbetracht der Eindrücke, die ich aus dem eingangs erwähnten
Fernsehbericht gewonnen habe, weiter fest.
Ich kann
mir daher auch nicht vorstellen, dass ihr diese erschreckende Diskrepanz nicht
bewusst ist – nämlich jene zwischen ihrem Intellekt bzw. ihrer Persönlichkeit
einerseits und dem Schund, den sie für ein Lifestyle-Magazin produziert,
andererseits.
Als einzige
Erklärung, dass sie sich für so etwas hergibt, kommt für mich in Frage:
Es handelt
sich um die notwendige Anpassung an mediale/sprachliche/gesellschaftliche
Verhältnisse, zu der man bereit ist, um in einem Massenmedium (als
Kolumnenautorin) präsent sein zu können – mit dem Zweck, auf diese Weise Geld
zu verdienen und/oder öffentliche Aufmerksamkeit sicherzustellen.
Das ist
(sollte meine Erklärung stimmen) Frau Kaiser nicht zwangsläufig vorzuwerfen:
Ich nehme nicht an, dass sie durch die Publikation von zwei Romanen superreich
geworden ist (wenn ja: dann wäre es ihr sehr wohl vorzuwerfen, denn dann hätte
sie den Job als Kurier-Kolumnistin rein ökonomisch nicht nötig); ihr
Nischen-Studium wird ihr wahrscheinlich auch keine großen Job-Perspektiven
eröffnen. Sie wird also vermutlich danach trachten müssen, ihren
Lebensunterhalt zu sichern; und sie wird wahrscheinlich daran interessiert
sein, parallel dazu die "echte" Schriftstellerei weiterzubetreiben,
also weitere Bücher zu schreiben und zu verkaufen – was natürlich ebenfalls mit
kontinuierlicher medialer Präsenz leichter zu bewerkstelligen ist.
Kurz
gesagt: Es sind meiner Vermutung nach Notwendigkeiten bzw. Zwänge und möglicherweise pragmatische Überlegungen, die Vea
Kaiser dazu bringen, für den Kurier eine Kolumne zu schreiben.
Und in der muss
eben alles so konfektioniert sein, dass es als Massenprodukt für ein
Massenpublikum zum Zeitgeist passt: die (pseudo-)flotte Sprache, die
(pseudo-)frivolen Sätzchen, das direkte Anreden der "liebe(n)
SchülerInnen", weil doch gerade Schulbeginn ist usw.usw.
Mit solchen
Anpassungszwängen steht Kaiser natürlich nicht allein. Wahrscheinlich
unterliegen ihnen die allermeisten Menschen, die auf die Ausübung von Erwerbsarbeit angewiesen
sind.
Dennoch drängt sich die Frage auf: Haben Sie so etwas notwendig, Frau Kaiser? Könnte man aus einer solchen Situation (und publizistischen Position) nicht doch etwas Besseres (= Qualitätvolleres) machen? Nämlich bessere (= qualitätvollere) Texte schreiben.
Und ich möchte das mit einem Zitat des großen griechischen Liedtext-Dichters Panos Falaras (Πάνος Φαλάρας) verdeutlichen. In der Einleitung zu einer Auswahl seiner Liedtexte in Buchform ("Των τραγουδιών τα λόγια") schrieb er unter anderem folgenden schönen Satz:
"Έγιναν συμβιβασμοί, ποτέ όμως δεν μου καταπάτησαν την προσωπικότητα."
Und ich möchte das mit einem Zitat des großen griechischen Liedtext-Dichters Panos Falaras (Πάνος Φαλάρας) verdeutlichen. In der Einleitung zu einer Auswahl seiner Liedtexte in Buchform ("Των τραγουδιών τα λόγια") schrieb er unter anderem folgenden schönen Satz:
"Έγιναν συμβιβασμοί, ποτέ όμως δεν μου καταπάτησαν την προσωπικότητα."
=
"Es hat Kompromisse gegeben, sie haben
aber nie meine Persönlichkeit verletzt."
Vea Kaiser
sollte sich die Frage stellen, ob sie das in Zusammenhang mit ihrer Kolumne
auch behaupten kann.