(Details siehe etwa auf https://parlament.neos.eu/neos-personen/sepp-schellhorn-2/)
Er liefert
ein besonders markantes Beispiel dafür, welche Niedertracht sich hinter (neo-)liberaler
Gesinnung verbirgt:
Die
Bundesregierung (SPÖ, ÖVP) sieht in ihrem jüngsten Arbeitsprogramm ein (insbesondere
von Außenminister Sebastian Kurz forciertes) Verbot der Vollverschleierung von
Frauen (mit Burka und ähnlichen Kleidungsstücken) in der Öffentlichkeit vor
(und biedert sich damit der dumpfen, rechtslastig-autoritär-xenophoben Haltung
eines Großteils der hiesigen Bevölkerung an).
Proteste
gegen das geplante Verbot kommen von der Fremdenverkehrswirtschaft (!), weil
sie fürchtet, dass damit Familien aus dem arabischen Raum als Gäste ausbleiben
könnten!
Sepp
Schellhorn meint etwa:
"Ich finde das [Anm.: das Verbot] im Ansatz völlig falsch, auch medienpolitisch – es wird im Ausland
darüber geschrieben."
[so zitiert
in einem Artikel im "Kurier" vom 1. Februar 2017, Seite 15, wo es
weiter heißt, dass Schellhorn "fest
mit Rückgängen bei den arabischen Gästen rechnet, falls das Verbot kommt".]
bzw. in
etwas anderer Formulierung wiedergegeben (in der Sache gleich):
"Kommt das
Verbot, wäre das ein fatales Signal, zumal internationale Medien negativ
berichten würden."
[Zitat in "HGV Praxis, Zeitschrift für österreichische
Hotellerie, Gastronomie und Großverpflegung", in einem Artikel vom 1.
Februar 2017 mit der Überschrift: "Burkaverbot: Touristiker steigen auf
die Barrikaden", http://www.hotel-gv-praxis.at/de/content/inhalt/singleview/artikel/burkaverbot.html
]
Rechtspopulismus
und Ökonomismus streiten über die Vormachtstellung in grundrechtlichen und
rechtsstaatlichen Belangen! Der Plan der Regierung und die Schellhorn-Reaktion
darauf sind Anlass genug, um diesem ganzen abstoßenden Klüngel aus Politikern
und Wirtschaftstreibenden mit tiefster Verachtung zu begegnen.
Es kommt
aber noch schlimmer, wenn man all dem Erwähnten das gegenüberstellt, was
ausgerechnet derselbe ominöse Herr Schellhorn rund zwei Monate zuvor laut Bericht in der "Kronen-Zeitung" vom 27. November 2016 zu dem
Thema von sich gegeben hat. Damals veröffentlichte diese Zeitung (auf Seite 43) einen Artikel
mit dem Titel "Zündstoff
Burka-Verbot". Gegen Ende des Beitrags heißt es (Hervorhebung im
Fettdruck von mir):
"Spannend die Frage: Wie schaut es mit
Jobs für verschleierte Frauen aus? Im Arbeitsleben haben sich bereits Regeln
etabliert. Neos-Abgeordneter Josef Schellhorn, selbst Hotelier: «Meine Mitarbeiter haben sich nach den
Regeln in meinem Betrieb zu richten, das bedeutet auch einheitliche Kleidung.»"
Was man
allein aus diesem einen Satz alles über die (Neo/s-)Liberalen lernen kann: Die
Freiheit, von der sie ständig großmäulig herumreden, endet spätestens an der
Tür zum Betrieb, in dem der Unternehmer nach Gutdünken schaltet und waltet: Es
sind "seine" Mitarbeiter in
"seinem" Betrieb (man
beachte: alles und alle gehören ihm), die sich nach den dortigen "Regeln" "zu richten" haben. Welche Intensität an autoritärer
Vereinnahmung und an Normierung alleine in diesem Satz! Und in der Sache geht
es um einheitliche Kleidung – somit um eine Form der Ent-Individualisierung,
welche die Beschäftigten über sich ergehen lassen müssen, um für den
"liberalen" Herrn Gastwirt und Hotelier arbeiten zu dürfen. (Finden
die werten Gäste etwa nur dann den Weg zur Rezeption, wenn das Personal hinter dem
Schalter durch Einheitskleidung uniformiert ist?)
Und jetzt kombinieren
wir Schellhorns Äußerungen über Gäste einerseits bzw. Personal anderseits und
ziehen daraus die Schlussfolgerungen über jene, die als Liberale, Neoliberale
oder was sonst immer ihr Unwesen treiben:
"Liberal"
sind sie immer dann, wenn es um wirtschaftliche und unternehmerische Interessen
geht. Da ist sogar Vollverschleierung akzeptiert – natürlich nicht etwa aus
Gründen, die mit Religionsfreiheit, persönlicher Freiheit oder sonst irgendwie
mit Toleranz zu tun hätten (und die durchaus wesentlich wären). Sondern weil
über ein Verbot "internationale
Medien negativ berichten würden" und das auf zahlungskräftige Gäste
abschreckend wirken könnte.
Im
betrieblichen Innenverhältnis hört es sich jedoch mit der (Schein-)Liberalität
auf. Da wird gefälligst angezogen, was der Chef vorschreibt. Es kommt dann – je
nach Ort und Publikum – bei den weiblichen Bediensteten vom rustikalen Dirndl
bis zum kessen Minirock wohl alles Mögliche in Frage. Und wer weiß? Wenn in
Herrn Schellhorns Betrieben (trotz all seiner Befürchtungen) die Zahl
arabischer Gäste immer weiter zunehmen sollte, wird für seine Bediensteten
vielleicht eines Tages sogar Pflicht, was ihnen heute aufgrund der Regeln offenbar noch
strikt untersagt ist: Dann müssen
die Frauen vielleicht sogar Kopftuch bis Vollverschleierung tragen – und das
männliche Personal mindestens einen Turban. ;-) (Arabisch sprechendes Personal
gibt's laut oben erwähntem Kurier-Bericht ohnedies schon im österreichischen
Tourismus.) Immerhin ist der Kunde König – und unternehmerische Profitgier in
Kombination mit Anbiederung und Arschkriecherei bei jenen, die diesen Profit verschaffen, ist
bekanntlich ziemlich hemmungslos.
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Diese Geschichte
liefert eine schöne Erklärung, warum mir politisch klar rechts Positionierte
immer noch lieber sind als (beispielsweise) sogenannte Liberale. Widerlich
finde ich beide Gruppierungen. Aber bei den "echten Rechten" weiß man
wenigstens auf Anhieb und unmissverständlich, mit wem man es zu tun hat. Um bei
den Liberalen die wahre Gesinnung hinter ihrem permanenten verlogenen Gerede
von Freiheit zweifelsfrei zu erkennen, bedarf es hingegen solch entlarvender
Äußerungen wie denen Schellhorns.