Samstag, 4. August 2012

"dayli"!!!

Die bisherigen Drogerie-Filialen von Schlecker in Österreich werden nun also von neuen Eigentümern und mit neuem Sortiment weitergeführt.

Die Bezeichnung, unter der die Läden in Zukunft betrieben werden, ist (wieder einmal) ein anschauliches Beispiel für die Verdummung, die durch den Kapitalismus im Allgemeinen, verstärkt durch das in Österreich fehlende Sprachbewusstsein, verursacht wird.

Diese Läden werden "dayli" genannt werden! Die APA-Meldung von vorgestern, der ich diese Information entnehme, ist durch ein Foto geschmückt, auf dem der neue Repräsentant der Ladenkette ein entsprechendes Plakat in die Kamera hält: "dayli – mein shop" heißt es doch tatsächlich darauf.

Das ist nichts Türkisches oder Chinesisches, wie der Klang der Silben oder die Schreibung vermuten lassen könnten.

Es ist sozusagen eine pervertierte Steigerung der Manie, möglichst alles mit englischen bzw. amerikanischen Ausdrücken zuzupflastern. Diese Steigerung besteht darin, dass man in der Sprache sogar englischer als die Briten bzw. amerikanischer als die Amerikaner wird (vermeintlich jedenfalls). Man kennt das Phänomen vom unseligen Wort "handy", das bekanntlich von Englisch-Muttersprachlern gar nicht benützt wird.

Im Fall der Ladenkette wird ein tatsächlich existierendes und in Verwendung stehendes englisches Wort – nämlich "daily" – kurzerhand orthographisch verunstaltet; nur zu dem Zweck, ja an einem englischen Ausdruck dran zu sein. Das wird auch in dem APA-Artikel erwähnt:

"In zwei Wochen sollen die Schlecker-Schriftzüge durch 'dayli' überklebt werden. Der ursprünglich geplante Name 'daily' sei markenrechtlich nicht zu schützen gewesen, deswegen die kurzfristige Änderung."
 

"Daily" als Bezeichnung wäre ja schon dumm genug. Wenn es aber mit "richtigem" Englisch nicht geht, muss man eben sogar zu bewussten orthographischen Verfälschungen schreiten. Denn englisch klingen muss es jedenfalls – daran führt (im Pseudo-Kulturland Österreich) kein Weg vorbei.

Und da auch 450 ehemalige Schlecker-Filialen in Italien, Polen, Bel­gien und Luxemburg übernommen wurden, ist zu befürchten, dass dieser katastrophale sprachliche Unfug dort ebenfalls praktiziert wird.

Katastrophal ist er – denn er führt dazu, dass man korrektes Englisch "verlernt", wenn sich eine solche Wortschöpfung etablieren sollte und man über Ladenschilder, Plakatwände und Werbeanzeigen permanent die Schreibweise "dayli" vor die Nase und vor die Augen gesetzt bekommt.