Wo soll ich
heute mit der Kritik ansetzen? In schon bewährter Manier bei der
Kurier-Journalistin Dr. Martina Salomon oder beim Maler und Liedermacher Arik
Brauer? Letzterer hielt am 8. Mai (also wenige Tage nach Michael Köhlmeier)
ebenfalls eine "offizielle" Gedenkrede (im Bundeskanzleramt). Und
schon zuvor hatte er im "Kurier" zwei höchst problematische
Interviews gegeben (am 3. April 2018 [Link] und am 5. Mai [Papierausgabe: 6. Mai] 2018 [Link]).
Problematisch
sind sie einerseits aus inhaltlichen Gründen; aber vor allem auch durch die
Lebensgeschichte Brauers: Er wurde 1929 in Wien geboren, stammt aus einer
jüdischen Familie, sein Vater starb in einem Konzentrationslager; er selbst
überlebte – teilweise versteckt – in Wien.
Was immer
jemand wie er – also ein unmittelbar Betroffener – zu den Themen
Nationalsozialismus und Antisemitismus zu sagen hat (und wie immer er sich
in solchen Belangen verhält), ist deshalb zunächst einmal als authentisch, beachtenswert
und relevant anzusehen – es ist jedenfalls als seine subjektive Wahrheit und
Richtigkeit unbedingt zu respektieren und ernst zu nehmen. Dass genau dadurch die Kritik daran
erschwert wird, ist eben Teil der Problematik.
(Für alle
anderen Themen, zu denen er sich äußert – etwa zur Frage der Zuwanderung im
Allgemeinen oder des Islam im Allgemeinen – gilt das übrigens meiner
Überzeugung nach eindeutig nicht: Brauer mag auch dazu wie jeder andere
Mensch seine Meinung abgeben. Aber seine diesbezüglichen Ansichten haben
keinesfalls automatisch mehr Gewicht, Relevanz oder Autorität als jene irgendeines
sonstigen Durchschnittsbetrachters der jeweiligen Materie.)
Ich beginne bei den (politischen bzw. journalistischen) Reaktionen auf
Brauers Rede bzw. Interviews. Diese Reaktionen sind leider so ausgefallen,
wie es zu erwarten war: Seine Äußerungen (und sein freundliches Verhalten
gegenüber Strache im Bundeskanzleramt) sind Wasser auf die Mühlen der Rechten (aller
möglichen Schattierungen, aber insbesondere natürlich der FPÖ), die all das nun
als eine Art Persilschein hinsichtlich ihrer eigenen Gesinnung vereinnahmen
können.
(Das erinnert fatal an Ereignisse in den späten 1980er-Jahren,
mit Viktor Frankl einerseits und der damaligen FPÖ unter Jörg Haider
andererseits: Teilweise relativierende Äußerungen des Juden und ehemaligen
KZ-Häftlings Frankl über Schuld und Verantwortung in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus wurden damals von Haider und seiner Partei mit Begeisterung aufgegriffen und zur eigenen Imagepflege ausgenutzt.)
Im
aktuellen Fall sieht die Sache beispielsweise so aus:
Ich zitiere
den berühmt-berüchtigten Journalisten Michael Jeannée, der am 10. Mai 2018 in
seiner Kolumne ("Post von Jeannée")
in der "Kronen-Zeitung" unter anderem die folgenden
pathetisch-schmalzig-lächerlichen, aber gerade dadurch entlarvenden
Peinlichkeiten in Zusammenhang mit Brauers Gedenkrede schrieb:
"Hörbares
Luftholen derselben Kreise [Anm.: wie sich aus dem Satz davor ergibt, meint
Jeannée den Standard-Journalisten "Hans
Rauscher und Konsorten"] zu Deinem [= Brauers] anschließenden
Shakehands mit Heinz-Christian Strache (…).
Balsam fürs Land!
[…]
Dein spontanes Händeschütteln mit dem Chef der Freiheitlichen und Vizekanzler ist die Geste des Jahres wider den Hass, wider Gräben, wider Unversöhnlichkeit, wider Dummheit.
Balsam fürs Land!
[…]
Dein spontanes Händeschütteln mit dem Chef der Freiheitlichen und Vizekanzler ist die Geste des Jahres wider den Hass, wider Gräben, wider Unversöhnlichkeit, wider Dummheit.
Du, Arik Brauer, bist begnadet. Als Maler und Liedermacher sowieso. Aber nun auch als Zeitzeuge.
Bist der Mann der Stunde, wie sie wichtiger noch niemals schlug.
Die Stunde der Versöhnung.
Deine Stunde, Arik, für die Jahve Dich gesunde 89 Jahre alt werden ließ.
Ich glaube, dass nach deiner Gedenkrede, Deinem Händereichen nichts mehr so ist wie vorher.
Es ist mir eine Ehre, Dich persönlich zu kennen.
Schalom!"
[Vollständiger
Artikel abrufbar auf pressreader.com]
Ein derart
kitschig-schleimig-schwülstiger Schmus klingt wie eine Satire auf eine
Zeitungskolumne – und doch ist es absurde und traurige (Medien-)Realität.
Jetzt
könnte man sagen: "Kronen-Zeitung und Jeannée – wen wundert's?" Aber
der rechte Herr von der rechten (und auflagenstärksten österreichischen)
Zeitung hat in der Arik-Brauer-Bewunderung (und sicherlich nicht nur darin)
eine Gleichgesinnte im Konkurrenzblatt:
Dr. Martina
Salomon würdigte ebenfalls am 10. Mai 2018 in einem Leitartikel im "Kurier"
Arik Brauers Aktivitäten der letzten Tage (Titel ihres Texts: "Ringen um Aufklärung und
Antifaschismus"; im Internet hier nachzulesen). Salomon schreibt (wohl in mehrfachem Wortsinn) nüchterner als ihr
Kollege; und ganz wie es dem subtileren (man könnte auch sagen: raffinierteren) Ton des "Kurier" und dieser Journalistin entspricht, fällt die
verbale Verbeugung vor Arik Brauer nicht so grotesk aus wie bei Jeannée, lässt
aber an Deutlichkeit gleichfalls nichts zu wünschen übrig. Nachdem sie Brauer
zwei Mal zitiert hat, beschließt Salomon ihren Artikel mit folgenden Worten:
"[…]
Und man packt viel zu schnell die Faschismuskeule aus. Das ist nicht mutig,
dafür gibt es immer Applaus. Es ist Zeit für Zwischentöne. Danke, Arik Brauer,
dafür."
Also auch
hier dieses anbiedernde Dankbarkeitsgetue, dessen Ekelhaftigkeit nur deshalb
weniger auffällt, weil man erst gerade zuvor Jeannées entrückt-verrückte Suada
gelesen hat.
Wofür
Jeannée (journalistisch-menschlich) steht, ist hierzulande durchwegs bekannt
(und wird immerhin doch von einigen – wenn auch viel zu wenigen – kritisiert).
Dieser Herr (und sein Ruf) spricht für sich; eine weitere Beschäftigung mit ihm
erachte ich als überflüssig.
Wofür
Salomon (journalistisch-menschlich) steht, ist hingegen nicht immer so auf den
ersten Blick erkennbar. Das liegt daran, dass sie – wie erwähnt – ihre
Botschaften subtiler unter das Volk bringt als Holzhammer-Publizisten à la
Jeannée. Das heißt aber keineswegs, dass es inhaltlich-gesinnungsmäßig keine
Parallelen oder Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden journalistischen
Koryphäen gäbe. (Diesen Sachverhalt einmal näher zu untersuchen, wäre eine
reizvolle Aufgabe für eine Publizistik-Dissertation.)
Was von
Frau Dr. Salomon zu halten ist – oder präziser formuliert: was ich von
ihr halte –, geht aus mittlerweile schon zahlreichen Einträgen hier in meinem
Blog hervor und wird von mir auch immer peinlichst genau begründet. Auf ein
paar diesbezügliche Details werde ich weiter unten zurückkommen.
In ihrem
Leitartikel vom 10. Mai übt Salomon – wenig überraschend – Kritik an jener
Gedenkrede, die Michael Köhlmeier am Freitag davor gehalten hat (Wortlaut der
Rede und Youtube-Link hier in meinem
Blog). Auch das schreibt sie nüchtern und subtil, indem sie befindet:
"Die
Mai-Gedenktage haben gezeigt, wie schwer eine differenzierte Betrachtung ist,
selbst für einen so großartigen Schriftsteller wie Michael Köhlmeier, der die
Regierung geistig in die Nähe des verbrecherischen NS‑Regimes rückte."
Leider kann
ich Salomon nicht entgegenhalten, was als Antwort auf ihre Behauptung naheläge:
nämlich dass sie damit lügt. Denn es gibt in Köhlmeiers Rede in der Tat eine
einzige (eher nebenbei getroffene) Aussage, von der man allenfalls behaupten
kann, er habe damit die (gegenwärtige österreichische) Regierung in die Nähe
des NS-Regimes gerückt. Und zwar, indem er kritisch den Innenminister zitierte,
der "wieder" (gemeint also
offenkundig: wie seinerzeit die Nazis) davon gesprochen habe, dass Menschen "konzentriert gehalten werden
sollen" (s. dazu näher Fußnote 4 in meinem vorigen, oben verlinkten
Blog-Eintrag zur Rede).
Sonst war
da absolut nichts in der Köhlmeier-Rede, was einen Konnex zwischen derzeitiger
Regierung und NS-Regime hergestellt hätte. Diese Bezugnahme auf den Innenminister
rettet Salomon vor dem Vorwurf der Lüge – auch wenn sie mit ihrer Behauptung
höchstwahrscheinlich auf eine andere Stelle in der Rede abzielte; nämlich jene,
in der Köhlmeier sagte:
"Es
hat auch damals schon Menschen gegeben – auf der ganzen Welt –, die sich damit
brüsteten, Fluchtrouten geschlossen zu haben."
Diese
Äußerung wurde – von manchen wohl irrtümlich aus Lese- bzw. Hörschwäche und von
Anderen (bis hinauf zu Kanzler Kurz höchstpersönlich) wider besseren Wissens –
als Vergleich mit dem NS-Regime qualifiziert. Von Letzterem ist allerdings in
dem Zitat weder direkt noch indirekt die Rede: Es geht um jene "auf der ganzen Welt"
(also in potenziellen Aufnahmestaaten für Verfolgte!), die sich mit der
Schließung von Fluchtrouten zur Zeit des Nationalsozialismus brüsteten. Und
dieser Vergleich ist völlig berechtigt, und den muss sich Kurz deshalb sehr wohl gefallen lassen.
Worauf
Salomon nun konkret anspielt, wenn sie in ihrem Text behauptet, Köhlmeier hätte
die Regierung in die geistige Nähe des NS-Regimes gerückt – auf sein Zitat der
Äußerung des Innenministers oder auf die Fluchtrouten-Sequenz? –, möge
letztlich jede/r für sich selbst beurteilen.
Nach diesem
Tadel für Köhlmeier wendet sich Salomon jedenfalls Arik Brauer zu und meint:
"Arik
Brauer führte die feinere Klinge."
Das
begründet sie mit einem Zitat Brauers aus dem Kurier-Interview vom 3. April. Brauer habe da nämlich laut Salomon "Wichtiges" (!) gesagt. Und zwar Folgendes:
"Für
mich ist die muslimische Einwanderung schuld daran, dass die FPÖ zu einer
Massenpartei werde konnte und in der Regierung sitzt. Die Rechten haben von Anfang
an begriffen, dass die muslimische Migration ein Pferd ist, auf dem man
vorwärts reiten kann. Sie haben aber nicht begriffen, wie man die Probleme
wirklich löst, weil es ihnen ja nur um die Macht gegangen ist."
Das ist
natürlich genau das, was Leute wie Salomon (und mit ihr sicher die Mehrheit in diesem Land) hören wollen: "Die
Moslems sind schuld." – Von feiner(er) Klinge bemerke ich bei dieser
Brauer-Aussage jedenfalls nichts.
Und ja: Vergleiche
der heutigen Islamophobie mit dem Antisemitismus der Zwischenkriegs- bzw.
Nazizeit sind berechtigt, auch wenn das reflexartig bei Vielen zu
(geheuchelter) Empörung über vermeintlich unangemessene Gleichsetzungen führt:
Das
"gesunde Volksempfinden" sucht sich immer diabolisch seine Sündenböcke: Das waren "damals" die Juden, und es sind heute (primär)
die Moslems. Deshalb schrieb auch Barbara Coudenhove-Kalergi vor etwa einem
Monat in einem Kommentar in der Zeitung "der Standard" völlig zutreffend:
"Antiislamismus ist der neue Antisemitismus." (Der
Artikel ist hier veröffentlicht.)
Wer ein
konkretes Beispiel mit einem klaren Nachweis der Parallelen haben möchte, der
lese sich meinen Blogeintrag "Fasching
und Flüchtlingskrise" durch (der Link folgt unten). Darin habe ich die
erschreckenden Gemeinsamkeiten zwischen judenfeindlichen Faschingsumzügen der
1930er-Jahre und flüchtlings- bzw. insbesondere moslem-feindlichen Umzügen im Österreich (und im Deutschland) des Jahres 2016 ausführlich dargelegt.
Verfehlt und irreführend
ist Arik Brauers Ursachenforschung betreffend die FPÖ-Erfolge, weil er an der falschen
Stelle ansetzt: Nicht die "muslimische Einwanderung" ist "schuld"
am Aufstieg der FPÖ, sondern es ist die Einstellung weiter Teile der
(einheimischen) Bevölkerung (gegenüber Fremden, Flüchtlingen, Moslems im
Besonderen): Es sind die Xenophobie und der Rassismus der Menschen – oder wie man das ja bei uns im Sinne des Orwell'schen Newspeak korrekt formulieren muss: es sind "die Ängste" der
Menschen (vor der Zuwanderung etc.), die zum Erfolg rechter Politik und rechter
Parteien führen.
Gerade in
diesem Zusammenhang muss der Vergleich mit der Zwischenkriegszeit ebenfalls erlaubt
sein: Die Juden waren zwar bereits im Land (es ging also nicht um Zuwanderung,
sondern um als "fremd" empfundene Einheimische). Aber war denn etwa
die "Angst" vieler Deutscher vor (bzw. die Abneigung gegenüber) Juden
– kurz gesagt: der Antisemitismus – nicht auch wesentliches Element für die
Wahlerfolge der NSDAP (die bekanntlich auf demokratischem Wege an die Macht
gekommen ist)?
Wenn man beispielsweise sagen würde, das (damalige) "Judentum in Deutschland" (oder das
"Wirken der Juden in Deutschland" oder "der Einfluss der
Juden") sei "schuld daran"
gewesen, dass es zum Aufstieg des Nationalsozialismus gekommen sei, würde eine
solche Behauptung umgehend als antisemitisch verurteilt werden – und zwar völlig
zu Recht. An Arik Brauers (und natürlich nicht nur an seine) Bewertung der
"muslimischen Einwanderung" ist dann aber ein analoger Maßstab
anzuwenden: Ist jene Personengruppe "schuld", die durch ihre bloße Präsenz (Juden) bzw. ihr bloßes Erscheinen (Moslems/Flüchtlinge) den
"Unmut" und das "Unbehagen" (bzw. die vorgeblichen "Ängste"), ja die Aggressionen und den
Hass der Mehrheitsbevölkerung auslöst? Oder sind es nicht vielmehr eben diese
irrationalen Emotionen einer Masse?
Anders
gesagt:
Niemand war
(oder ist) gezwungen, zum Antisemiten zu werden (und niemand war im Deutschland
zu Beginn der 1930er-Jahre gezwungen, braun zu wählen), bloß weil Juden in
"seinem" Land leb(t)en. Und niemand ist gezwungen, xenophob und/oder
islamophob zu werden (und in weiterer Folge blau, schwarz-türkis oder sonstwie
rechts zu wählen), bloß weil Moslems in sein Land kommen. – So einfach ist die
Sache!
Zurück zu
Salomons Leitartikel. Das zuvor erwähnte Brauer-Zitat ist wieder einmal Anlass
für besorgte Worte Salomons zum Thema Zuwanderung ("Anteil an Bürgern mit Migrationshintergrund (ist) [in Wien] mittlerweile extrem hoch" usw.).
Ja, ja. Aber eigentlich sollte es in dem Leitartikel um etwas ganz Anderes
gehen (um die Gedenkreden zum Kriegsende, die "Schatten der NS-Vergangenheit" [wie sogar der
Zwischentitel des Leitartikels lautet] usw.). Wieso "verirrt" sich in
einen solchen Artikel dann zum Beispiel der sehnsuchtsvolle Wunsch seiner
Verfasserin, wonach "zu hoffen"
sei, "dass der künftige Wiener
Bürgermeister einen neuen Kurs [in der Zuwanderungsfrage] fährt" ? Nun, das ist wieder die
bekannte, perfide journalistische Masche (wie man sie natürlich auch aus der
Politik kennt): Platziere hartnäckig deine Botschaften, egal ob sie zum
eigentlichen Thema passen (bzw. lenke das eigentliche Thema in die Richtung,
die dir für das Platzieren deiner Botschaften nützlich ist).* Hier hat ihr Brauer natürlich ohnedies mit seiner
"wichtigen" Äußerung zur muslimischen Einwanderung das
willkommene Stichwort geliefert. (Und dafür gibt es ja dann im Gegenzug auch
den Dank der Verfasserin.)
*) (Von Salomon haben wir das erst neulich bei ihrem Leitartikel zum 1. Mai besonders unverfroren erlebt. Ich habe das in diesem Blog-Eintrag näher dargelegt und kritisiert: Zum 1. Mai.)
*) (Von Salomon haben wir das erst neulich bei ihrem Leitartikel zum 1. Mai besonders unverfroren erlebt. Ich habe das in diesem Blog-Eintrag näher dargelegt und kritisiert: Zum 1. Mai.)
Gegen Ende
des Leitartikels behauptet Salomon (wie schon oben zitiert):
"Und
man packt viel zu schnell die Faschismuskeule aus. Das ist nicht mutig, dafür
gibt es immer Applaus."
Da ist es
mir doch ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass es gerade jemandem wie Frau Dr.
Salomon nicht gut ansteht, sich über angebliche Faschismuskeulen zu beklagen.
Als
Faschistin würde ich sie zwar nicht bezeichnen (schon deshalb, um mir keine
rechtlichen Scherereien einzuhandeln). Sie ignoriert aber naiverweise (?)
Parallelen zwischen dem "echten" Faschismus (von damals) und faschistoiden Tendenzen von heute. Besonders deutlich wurde das in Zusammenhang
mit dem schon oben erwähnten Thema der Faschingsumzüge. Der seinerzeit von mir
verfasste Blog-Artikel war (insbesondere) auch eine Abrechnung mit Salomons
diesbezüglicher Blauäugigkeit, Ahnungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Ignoranz
(oder was auch immer es gewesen sein mag). (siehe den Eintrag Fasching und Flüchtlingskrise)
Und an das
Ende stellte ich damals eine Äußerung Salomons, die in ganz ähnlicher Form in
einem berüchtigten Propagandafilm der Nazis gefallen war. Nein, nein. Dass sie Faschistin
wäre, lässt sich damit nicht belegen. Aber Köhlmeiers zutreffende Worte aus
seiner Rede fallen mir auch in diesem Zusammenhang ein:
"Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem
Schritt. Nie. Sondern mit vielen kleinen, von denen jeder zu klein schien für
eine große Empörung."
(Vielleicht
sind das – leider – die besten und "schönsten" Worte seiner Rede.)
Abschließend
nochmals zurück zu Arik Brauer. In dem erwähnten Kurier-Interview vom
6. Mai 2018 meinte er beispielsweise:
"Was
die FPÖ betrifft: Es gibt sie. Sie hat einen Teil der Bevölkerung hinter sich,
die keine Massen-Nazis sind. Deswegen werden wir mit ihr leben müssen. Ob uns
das gefällt oder nicht, ist unerheblich. Dass die FPÖ-Minister nicht nach
Mauthausen [Anm.: zur Gedenkfeier aus Anlass der Befreiung des
Konzentrationslagers] eingeladen sind, ist ein großer Fehler."
Das alles
kann man so sehen – oder auch ganz anders. Gleiches gilt für diverse andere
problematische Stellen in beiden Interviews.
Dass Brauer
nun für die Vereinigte Rechte des Landes eine Art Held geworden ist – nicht nur, aber schon allein dieser Umstand
spricht jedenfalls stark für eine andere Sichtweise als seine. Nämlich eine
weitaus weniger mild-pragmatisch-nonchalante und statt dessen eine weitaus kritischere Sichtweise – sowohl gegenüber
politischen Parteien als auch gegenüber der hiesigen sogenannten Mehrheitsgesellschaft (einschließlich ihrer Geschichte der letzten 80, 90
Jahre).
Wenn etwa
Jeannée über Arik Brauers Händedruck mit Strache befindet, dies sei die "Geste des Jahres wider den Hass, wider
Gräben, wider Unversöhnlichkeit, wider Dummheit", dann ist klar, wie der Krone-Autor im Umkehrschluss insbesondere über jene Juden denkt, die sehr wohl auf
der Kontaktsperre zur FPÖ beharren. Dass Jeannée dies jetzt auch ganz unverblümt in die Zeitung schreiben konnte (und damit einen unterschwelligen Antisemitismus gegen
– aus seiner Sicht – unversöhnliche, hassende und dumme Juden forciert), ist das fragwürdige Verdienst Arik
Brauers.