Samstag, 21. März 2020

Kurier und Corona


1. Zwei Zitate aus der Tageszeitung "Kurier"

a) Die Chefredakteurin, Dr. Martina Salomon, schreibt in ihrem Leitartikel am 10. März 2020:

"Das Virus hat die Wirtschaft […] auf dem falschen Fuß erwischt und unterspült gerade fest gefügte Säulen unseres Wohlstands. […]

[…] Dauert der Spuk länger als bis Jahresmitte, wird es richtig hart. Ist er in ein, zwei Monaten zu Ende, könnte die Wirtschaft die Ausfälle aufholen. Wahrscheinlich müsste bald ein unabhängiges Gremium wie die WHO pragmatisch reagieren und ein Ende der strengen Quarantäne-Maßnahmen ausrufen, weil wir ohnehin mit dem Virus für immer leben müssen."

Anmerkung:
Um Salomons Idee einer "pragmatischen" Reaktion in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit einschätzen zu können, muss man sich nur vor Augen halten, für welche Personen­gruppen das Corona-Virus gefährlich und allenfalls tödlich sein kann: ganz überwiegend für ältere Menschen (ab 65 oder ab 70) und für Menschen mit Vorerkrankungen. Vor allem die Älteren bringen der Wirtschaft ohnedies relativ wenig (als Konsument/innen) bzw. so gut wie gar nichts (als Arbeitskräfte) – da kann man (so die Salomon'sche Denkweise) die Todesfälle und schweren Krankheitsverläufe schon in Kauf nehmen, indem man die Quarantäne-Maßnahmen (die übrigens am 10. März in Europa noch gar nicht so richtig begonnen hatten) beendet. "Pragmatisch" halt.

b) Andreas Schwarz (Ressortleiter für die Außenpolitik und Kolumnist) meint im Kurier vom 4. März 2020 (Seite 1):

"Wer nach ein paar Tagen Absenz fernab des Alltags in denselben zurück­kehrt, der lernt zweierlei: Wie man Panik aufzieht. Und wie man Hände wäscht.

Das eine, die Panik, wird medial eingeimpft, weil es Corona, aber noch keinen Impfstoff gibt. Also entwickelt man schnell eine Berührungsphobie. U-Bahn-Haltegriffe, Toiletten- und Apothekentürschnallen, Liftknöpfe, Com­pu­ter­tastaturen, Kleingeld an der Kassa, anderer Menschen Hände (von Wangen, Bussis, ja Unter-ein-Meter-Distanzen ganz zu schweigen) – überall das Virus.

Das andere, das angeleitete Händewaschen, hat damit zu tun, dass der Mensch ohne mediale Ratgeber augenblicklich stirbt. […] Jetzt wird detailliert erklärt, wie man richtig Hände wäscht (!) und dass man Des­infektionsmittel (…) eher nicht trinken soll.

[…]"


2. Corona-Zwischenbilanz vom 21. März 2020 (abends)

Nur schlagwortartig:

• Italien: mehr als 4800 Corona-Tote

• Österreich: 8 bestätigte Corona-Tote, cirka 2800 Infektionsfälle.
Diverse Quarantäne­gebiete (unter anderem das komplette Bundesland Tirol); österreichweit rigorose Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, inklusive Schul- und Geschäftsschließungen seit Montag, 16. März; laufende Appelle insbesondere auch der Gesundheitsexperten, Abstand zu anderen Men­schen zu halten und auf regelmäßiges und richtiges Hände­waschen zu achten. – All das, um das Ansteckungs­risiko zu reduzieren und die rasante Ausbreitung der Infektion einzudämmen.

• Ähnliche Maßnahmen und Appelle in fast allen anderen europäischen Ländern.


3. Schlussfolgerung

Da ist in einer Boulevardzeitung ein schäbiges Pack am Schreiben, dem es bei dieser Tätigkeit an allem mangelt, was gerade dem journalistischen Berufsstand abzuverlan­gen wäre: Keinen Funken Sachverstand, keinen Funken Ethik, keinerlei Skrupel, keiner­lei Verantwor­tungs­gefühl.

In der derzeitigen Situation zeigt sich besonders deutlich: Ein gewisser Typus von Journalist/in ist nicht nur komplett unnötig, sondern höchst gefährlich – nicht anders als das Corona-Virus selbst.